Weltwirtschaftskrise

1929 war sie plötzlich da, die sogenannte "Weltwirtschaftskrise". Stichwörter wie der "Schwarze Freitag" oder die "Inflation" sind uns noch bekannt. Wenn mein Großvater von den schweren Zeiten spricht, die er und meine Großmutter schon miteinander durchgemacht haben, wird es wohl auch darum gehen. Nicht ohne Grund war er ja beim Reichsarbeitsdienst verpflichtet. Ausgebildet als Schriftsetzer (ein mittlerweile fast ausgestorbener Beruf), scheint er wohl massive Probleme gehabt zu haben. Möglicherweise auch durch seine politische Aktivität bei der KPD.

1929 jedenfalls hatten sich die US-amerikanische Börsenspekulanten wohl endgültig verspekuliert. Beinahe über Nacht kehrte sich der Börsenhype um. Das erwartete Wirtschaftswachstum in den Staaten traf nicht ein, und Unternehmen, die in Übersee investiert hatten, holten sich nun ihre Investitionen als Sicherheit zurück. Damit wurde den außeramerikanischen Wirtschaften der Boden entzogen und eine Kettenreaktion in der Weltwirtschaft ausgelöst. Die plötzlich von Investitionen aus den USA abgeschnittenen Betriebe sahen sich gezwungen, Arbeitnehmer zu entlassen. Die Reichsbank versuchte, durch Erhöhung der Leitzinssätze und die anderen, üblichen Maßnahmen, den Verlusten entgegenzuwirken.

Das Deutsche Reich unter Reichskanzler Heinrich Brüning versuchte durch Stärkung seiner Währung, einhergehend mit rapidem Sozialabbau, aus der Krise zu kommen. Dies trug zu einer Radikalisierung der Politik bei, die den Aufstieg des Nationalsozialismus begünstigte.

Mit Hilfe von Notverordnungenwurden die direkten Steuern auf Löhne, Einkommen und Umsätze und vor allem die indirekten Steuern wie die Steuern auf Zucker, Bier und Sozialausgaben sowie die Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst gesenkt. Im Herbst 1931 verschärfte die Regierung durch staatlich festgelegte Lohn-, Preis- und Mietsenkungen noch einmal bewusst die Deflation. Verschont wurden von diesen Maßnahmen die Reichswehr und wegen Hindenburg bis zum Frühjahr 1932 auch die weitgehend bankrotten ostelbischen Großagrarier. Als Brüning mit der Osthilfeverordnung die Einstellung dieser Subventionen und stattdessen Zwangsversteigerungen der Güter zur Ansiedlung von Arbeitslosen plante, wurde er von Hindenburg entlassen.

Als die Nazis 1933 die Macht übernahmen, profitierten sie auch von der allmählichen Erholung der Weltwirtschaft. Allerdings: Nicht alles was da glänzte, war golden. Wie am Beispiel meines Großvaters schön zu sehen, war das Problem der Arbeitslosigkeit nicht tatsächlich gelöst. Wo heute Langzeitarbeitslose zum Spargelstechen abkommandiert werden (und sich dagegen wehren), wurde damals zum Arbeitsdienst eingezogen. Die erlernten Qualifikationen der bis dahin Arbeitslosen spielten damals wie heute keine Rolle - Hauptsache, sie waren "von der Straße". Was sich heute aber kein Arbitnehmer mehr gefallen lässt, musste man damals über sich ergehen lassen. Die Konsequenzen einer Arbeitsverweigerung waren existenzieller als nur der Entzug von Leistungen: Wer nicht spurte, kam in den Bau. Wer als "Politischer" nicht spurte, dem drohte schon relativ schnell nach der Machtübernahme die Internierung in ein Lager mit ungewisser, ja bedrohlicher Zukunft.

Das muss ich aber noch einmal recherchieren: Ich halte es nicht für selbstverständlich, dass die Nazis von jetzt auf gleich diese Mechanismen eingeführt haben. Dererlei muss so oder so ähnlich schon existiert haben, so schnell verankert man derart repressive Strukturen nicht in einer Gesellschaft. Ich sollte mich noch einmal näher mit der Weimarer Republik beschäftigen und mit dem, was außer Charleston und Bubikopf-Frisuren dort noch an der Tagesordnung war.

Nachlesen über die Weltwirtschaftskrise: in der Wikipedia

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