Lili Marleen

Gestern kam im ZDF im Rahmen der Reihe ZDF-History unter dem Titel "Mythos Lili Marleen" ein Beitrag über dieses wohl populärste Lied während des 2. Weltkrieges. Das Lied kenne ich natürlich, aber die Entstehungsgeschichte war mir vollkommen unbekannt.

Der Text des Liedes stammt von dem hamburger Schriftsteller Hans Leip. Er schrieb das Gedicht angeblich  Anfang April 1915, während seiner letzten Wache vor der Kaserne, in der stationiert war - kurz vor seinem Abmarsch zur russischen Front. Zunächst veröffentlichte er nur vier der insgesamt fünf Strophen. Die fünfte gab er erst 1937 frei, als das Gedicht in der kleinen Sammlung "Die kleine Hafenorgel" erschien. 1938 vertonte dann der Komponist Norbert Schulze das Gedicht. Dies war bereits der dritte Versuch. Die ersten beiden Versuche stammten von Hans Leip selbst und von Rudolf Zink. Zunächst fand Norbert Schulze jedoch keinen Verleger für dieses Lied. Von 30 verschickten Probeexemplaren kamen nach seinen Angaben alle bis auf eines zurück. Nicht zurück kam das Exemplar, das er an Lale Andersen geschickt hatte. Und so wurde das Stück im August 1939 von der Firma Electrola unter dem Titel "Lied eines jungen Wachpostens" auf Schallplatte herausgebracht. Zunächst war es allerdings ein ziemlicher Ladenhüter. Erst nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Jugoslawien 1941 sollte sich dies ändern. Nach der Einrichtung des Soldatensenders Belgrad herrschte zunächst Knappheit an deutschen Schallplatten. Um diese Situation zu verbessern stellte der Reichssender Wien Platten aus seinem Bestand zur Verfügung - vorzugsweise Ladenhüter, was halt so im Archiv verstaubte und entbehrlich schien. Das "Lied eines jungen Wachpostens" wurde zum Erkennungslied des Senders und jeden Abend um kurz vor zehn ausgestrahlt. Da der Sender im Kurzwellenband sendete, verfügte er über eine hohe Reichweite und war von Tripolis (Nordafrika) bis Narvik (nördlich des Polarkreises) zu empfangen. Nun entwickelte sich das Lied zum Kassenschlager. Es wurde zur ersten deutschen Schallplatte deren Verkaufszahlen die Millionengrenze überschritt.

 

Der Nazi-Propaganda war das Lied allerdings nicht sehr genehm. Propagandaminister Goebbels empfand das Lied gar als defätistisch und Wehrkraft zersetzend. Daher verhängte er im Frühjahr 1942 ein Aufführungsverbot. Lale Andersen wurde sogar verhaftet und mit der Einweisung in ein Konzentrationslager bedroht. Sie wurde zwar wieder freigelassen erhielt aber ein Auftrittsverbot. 1943 wurde dieses Verbot, auch aufgrund zahlreicher Proteste aus der Wehrmacht, gelockert. Goebbels konnte die Aufführung des Liedes nicht komplett unterbinden. Vor allem in den besetzten Gebieten, wo sein Einfluss geringer war, als im Reichsgebiet, schien die Wehrmacht gerne mal seine Anweisungen zu ignorieren.

1943 überwand das Lied dann sogar die Fronten. Im gleichen Jahr erschien bereits eine englischsprachige Fassung, die es bis auf Platz 13 der US-Charts schaffte - gesungen von Marlene Dietrich, die sich freiwillig für die Truppenbetreuung bei der US-Armee meldete.

Nach dem Ende des Krieges blieb das Lied noch lange populär. Auch Lale Andersen - die quasi die Lili Marleen verkörperte - sang es noch lange. Aufgrund ihrer Haltung zum Regime galt sie nach dem Krieg nicht als belasteter NS-Star. Sie starb am 29. August 1972 in Wien.

Wer sich für den Beitrag interessiert kann ihn sich in der ZDFmediathek anschaun. Das komplette Video wird dort als Stream für den Windows Media Play, VLC und Quicktime angeboten. Empfohlen wird eine DSL-2000-Verbindung oder besser. Notfalls geht es aber auch per Modem- oder ISDN-Verbindung.

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