28. Oktober 1944

9)                                                            Osten, den 28.10.1944

Meine liebe Ellermaus, liebe Kinder!

Werde mir die größte Mühe geben und Euch wieder einen Brief schreiben, aber Ihr müßt diesen Satz richtig verstehen, liege in meinem Loch, die Knie angezogen, den Kopf etwas gehoben, da kann man es nicht lange in dieser Stellung aushalten. Bequemer setzen kann ich mich nicht wegen der Flieger, die hauptsächlich gestern schwer gewütet haben. Sie hatten mehrere Male auf so ein kleines Städtchen einen Angriff durchgeführt und heute warfen sie immer noch was hinein, es ist furchtbar, na es sieht so aus wie' Berlin nach einem Angriff. Heute ist nun trübes Wetter, hat auch in der Nacht geregnet, die Sonne scheint nicht, da ist es naßkalt, und die Flieger fliegen tief, deshalb muss man sich besonders vorsehen. Aus diesem Grunde also der mühe-volle Brief. Es ist jetzt 1/4 4 Uhr, da wird ja hoffentlich die Fliegerei bald aufhören, dann muß noch die Ari [gemeint ist die Artillerie, Anm. des Erfassers] schweigen und die Ruhe ist da.

Du kannst mir glauben, manchmal hat man sich schon gewünscht es wäre Nacht, da kommt ja auch mal so einer angeflogen und läßt ein paar Bomben fallen, auch findet mal ein Feuerüberfall der Ari statt aber was ist das schon gegen den Tag. Eben fiel wieder ein Gegner vom Himmel auf das Städtchen, das wir hier von der Höhe aus liegen sehen, die Erde zittert direkt. So mein Kind, genug davon, mal etwas anderes jetzt!  von Euch, als [...], aber meine [...] habe ich doch bekommen, ist ja auch kein Grund, bei dieser Näße, gestern habe ich mir, da Sonnenschein war, die Strümpfe getrocknet und dafür Heu in die Schuhe gestopft, so habe ich heute nach 14 Tagen das erste Mal trockene Füße, Du kannst Dir garnicht vorstellen, wie wohl das tut, mein Loch hab ich mir auch verbessert, etwas Stroh hinein und oben abgedacht, da ist es wärmer wenn man mal schlafen kann, na man liegt ja auch [...] darin, ist

bedeutend angenehmer, wenn ich da noch an mein erstes Loch denke. Das Essen das wir hier bekommen ist gut u. reichlich, nur leider ist es immer kalt wenn es nach vorn kommt..

So, mein Kind, wie geht es Dir, bist doch hoffentlich gesund? Wie ver-bringst Du Deine Tage? Wie hieß der letzte Film den Du gesehen hast, [...], wenn ich wieder nach Hause komme, dann gehen wir beide öfters mal Kino. Was macht denn eigentlich Herr Hasten? Der Russe läßt uns hier jetzt eigentlich etwas zu-frieden, dafür ist er aber nebenan gut vorwärts gekommen, was er bei uns trotz Panzer nicht erreicht hatte, wollen mal sehen, wie lange das noch so geht, und ob wir dann hier zurück müssen.

Was treiben unsere Trabanten? Machen sie Dir viel Kummer, oder sind sie hübsch artig? ich hoffe, daß das Letztere stimmt.

Bestelle ihnen mal recht viele Grüße von mir und sage ihnen, sie sollen immer recht artig sein und Dir kein Kummer bereiten, auch sollen sie recht oft an mich denken, dann bin ich auch recht bald wieder zu Hause. So siehst Du mein Kind, jetzt bin ich schon auf der letzten Seite, es geht alles wenn man will nicht wahr? Nun hoffentlich wirst Du das Geschmiere gut lesen können, aber anders schreiben kann ich beim besten Willen nicht. Sage mal, hatte ich Dir eine falsche F.Nr. 166 68 D angegeben? richtig ist die 166 86 D.

Also meine Lieben, somit komme ich zum Schluß, jetzt möchte ich eine Tasse schönen warmen Kaffee trinken, aber seit sem ich hier bin, war es nur kalt, naß und dann nichts warmes zu trinken. Na auch das kommt wieder nicht wahr? Dann bis zum nächsten Mal meine Lieben, recht herzliche Grüße und viele innige Küsse Euer Papa
   Dein Berth.

Grüße alle Bekannte u. Verwandte.

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